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Überblick

1. Niedriger Blickstandort

Dass Kinder mitunter ein ganz anderes Bild von der Verkehrsumwelt haben, wird eindrücklich klar, wenn man ihre Körpergröße berücksichtigt.

Hier sehen Sie alle vier Perspektiven noch einmal gegenüberstellt.

Ein Beispiel für die größenbedingt unterschiedlichen Perspektiven von Kind und Erwachsenen finden Sie im folgenden Video.

Welchen Tipp können wir Ihnen aufgrund dieser Tatsachen mitgeben?

Begeben Sie sich auf Augenhöhe Ihres Kindes, um überprüfen zu können, was Ihr Kind von seinem Blickstandort aus an einer bestimmten Stelle wahrnehmen kann. Andernfalls kann es leicht vorkommen, dass Sie Ihrem Kind in bester Absicht z.B. ein Verkehrszeichen erklären, das es nicht verstehen kann, weil es dieses größenbedingt gar nicht wahrnehmen kann.

2. Blickwinkel

Kindern fällt es nicht nur aufgrund der größenbedingt niedrigeren Blickstandorthöhe schwer, sich einen guten Überblick über eine Verkehrssituation zu verschaffen, sie haben auch noch bis zum Ende der Volksschulzeit ein kleineres Gesichts- und Blickfeld als Erwachsene. Das Gesichtsfeld eines 6-jährigen Kindes beträgt zwischen 70 und 110 Grad. Erst mit ca. 10 Jahren gleicht sich dieses an die rund 180 Grad von Erwachsenen an.

 

Was bedeutet dies für die Verkehrssicherheit?

Peripheres Sehen ist mit einem kleinen Gesichtsfeld nur bedingt möglich. Optische Reize in der Peripherie werden durch die Einschränkung nicht oder erst spät wahrgenommen, weil sie lange außerhalb des wahrnehmbaren Gesichtsfelds liegen.

Unser Tipp
Leiten Sie Ihr Kind an, den Kopf zu drehen, damit es sich einen guten Überblick verschaffen kann. Nur so kann es auch das wahrnehmen, was Sie selbst, wenn Sie geradeaus schauen, automatisch aus den Augenwinkeln erkennen können.

3. Perspektivische Tiefenwahrnehmung

Perspektivische Tiefenwahrnehmung ist Voraussetzung dafür, dass man zum Beispiel sich nähernde Fahrzeuge als größer werdend und sich entfernende Fahrzeuge als kleiner werdend wahrnehmen kann. Perspektivische Tiefenwahrnehmung ist eine notwendige Voraussetzung für die Einschätzung von Geschwindigkeiten und Distanzen. Sie ist allerdings erst gegen Ende der Volksschulzeit, im Alter von 9 bis 10 Jahren voll entwickelt.

Jüngere Kinder helfen sich mit Kontrastsehen, indem sie Farbe mit Geschwindigkeit verknüpfen. Die Lichthelligkeit bestimmt die Geschwindigkeitswahrnehmung. In der Einschätzung des Kindes ist dann ein dunkles Auto bei gleicher Geschwindigkeit und Entfernung wie ein helles Auto langsamer und weiter weg, während das helle Auto schneller und näher als das dunkle Auto ist. Im Straßenverkehr können diese Fehleinschätzungen gefährlich werden.

Welches Auto ist schneller?

Es ist somit wichtig zu wissen, dass Kinder bis zum Ende der Volksschulzeit aufgrund noch nicht voll entwickelter perspektivischer Tiefenwahrnehmung Geschwindigkeiten und Distanzen noch nicht realistisch einschätzen. Sie können in weiterer Folge ohne Unterstützung allein noch keine sicheren Querungslücken wählen. Hierfür benötigen sie Ihre Unterstützung.

Unser Tipp für Sie
Helfen Sie Ihrem Kind am Schulweg, indem Sie an den ausgewählten Querungsstellen markante Eckpunkte wählen, die bei der Wahl der sicheren Querungslücke helfen.

4. Richtungsblick

Die Blickrichtung bestimmt bei Kindern im Volksschulalter noch sehr stark die Bewegungsrichtung. Schaut ein Kind in eine bestimmte Richtung, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es in diese auch losgeht oder sein Fahrrad lenkt. Insbesondere beim Fahrradfahren-Üben kann dies dazu führen, dass das Kind zu Beginn eine sehr breite Spur fährt.

Sieht das Kind etwas für sich emotional Spannendes, besteht insbesondere zu Beginn der Volksschulzeit auch noch die Gefahr, dass es spontan losstartet.

Kinder ab dem Vorschulalter wissen zumeist bereits, dass sie im Straßenverkehr „schauen“ müssen. Worauf sie allerdings warum achten sollen, muss erst gelernt, besprochen und geübt werden. Sie können Ihr Kind dabei unterstützen, indem Sie es regelmäßig auf die verkehrsrelevanten Dinge aufmerksam machen.

Unser Tipp

Das bewusste Beachten von verkehrsrelevanten Dingen können Sie auch spielerisch üben: „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst und das ist …“

Die meisten Kinder drehen beim Links-Rechts-Links Schauen nur reflexartig den Kopf und schauen nicht bewusst. Sie können den Lernprozess des bewussten Wahrnehmens anleiten, indem Sie Kontrollfragen stellen wie z.B. „Was siehst du?“ Oder „Hast du die Ampel gesehen?“. Visuelle Such- und Blickverhaltensstrategien sind erst in Entwicklung und müssen noch gezielt angelernt werden.

Während das nach Links Schauen im Laufe der Volksschulzeit von der Mehrzahl der Kinder gut gelernt wird, bereitet das richtige nach Rechts Schauen beim Fahrbahnqueren auch noch rund einem Drittel der in einer deutschen Studie untersuchten 13-14-jährigen Kindern und Jugendlichen Probleme (van der Meer, Gerlach & Gehlert, 2020),